Die Musik
Was ist ein Salonorchester?
Befragen wir nach diesem Begriff ein Lexikon, z.B. das Brockhaus-Lexikon in 16 Bänden, Ausgabe von 1984, so steht dort zu lesen:
"Ensemble für die Wiedergabe von Salon-, Unterhaltungs-, Kaffehausmusik. Die drei Grundformen sind die
- Wiener Besetzung (Klavier und/oder Harmonium, 1 Stehgeiger , 2.Violine, Violoncello, Schlagzeug),
- Berliner Besetzung (zusätzlich Viola, Kontrabaß, Flöte, Klarinette, Kornett und/oder Posaune) und die
- Pariser Besetzung (Klavier, 1.u.2. Violine, Violoncello, Kontrabaß, Flöte, Kornett und Schlagzeug."
Entfernen wir uns einmal vom rein lexikalischen Sprachgebrauch, so folgt daraus, daß ein Salonorchester so klein sein muß, daß es in einen Salon hineinpaßt, gleichzeitig aber noch ein Maximum an Klangwirkung erzielt. Ein Orchester definiert sich ja erst durch die zahlreiche Ansammlung diverser Musikinstrumente (nebst Spielern) in entsprechender Klangfarbe und Fülle.
Zu Salonmusik schreibt vorgenanntes Lexikon:
"Zunächst
die seit etwa 1800 zur Wiedergabe in den frz. Salons komponierte Musik;
seit der Mitte des 19.Jh. allgemein eine gefällig-melodiöse Musik
einfachen Formenbaues, die sich an breite bürgerliche Kreise wendet.
Die Bezeichnung Salonmusik wurde oft in abwertendem Sinne verstanden. Auch
Arrangements berühmter Stücke zählen zur Salonmusik, ferner
Fantasien und Potpourris."
Zu den Komponisten:
Georges Boulanger - ein Bruder der wohl bekannteren Kompositionslehrerin Nadia Boulanger. Die Geschichte sagt, Georges, eigentlich Strassenbahnschaffner von Beruf, sei von der Familie zur Komposition gebracht worden. Ob dieser Versuch erfolgreich war, können Sie selbst bei Da Capo hören.
Mihali Erdelyi war der Komponist des "Puszta Fox". Dieses Stück war in den dreißiger Jahren im Repertoire einer der damals berühmtesten Kapellen, der des Barnabas von Geczy, enthalten. Diese war nach dem Krieg zweimal im Konstanzer Konzil zu hören und man sagt, die Zuhörer seien damals trotz widriger Umstände von weit her nach Konstanz gekommen.
Robert Gilbert (1899-1978) Der Komponist und Schriftsteller aus Berlin verfasste Gesangstexte zu über 60 Operetten und 100 Tonfilmen, u.a. dem "weißen Rössl", für das er auch die Musiknummer "Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist..." komponierte.
Franz Grothe (1908-1982) schrieb zahlreiche Filmmusiken. Bekannte Schlager sind u.a. "Wenn ein junger Mann kommt" (1940), oder "In der Nacht ist der Mensch nicht gern alleine" (1944). Wir spielen aus dem Film "Die blonde Carmen": "Musikanten sind da" und "Schön wie der junge Frühling".
Friedrich Hollaender (1896-1976) - Sein bekanntestes Stück ist wohl "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" aus dem Film "Der Blaue Engel" mit Marlene Dietrich (1930). Für Marlene Dietrich schrieb er auch "Johnny, wenn Du Geburtstag hast". Nach seiner Emigration (1933-1945) schrieb er zeitkritische Revuen.
Franz Lehar (1870-1948) - Der Komponist der Operetten "Die lustige Witwe", "Zigeunerliebe" und "Der Zarewitsch" schrieb 1899 den später weltberühmt gewordenen Konzertwalzer "Gold und Silber", den Sie auch auf unserer CD hören können.
Paul Lincke (1866-1946) - Ohne Paul Lincke wäre Berlin nicht Berlin, die Berliner Operette und Salonmusik haben ihm einiges zu danken. Ab 1893 war er Erster Kapellmeister des Apollo-Theaters. Für zwei Spielzeiten wurde Lincke als Chefdirigent an das weltberühmte Pariser Revue- und Varietétheater Folies Bergère verpflichtet. 1899 wurde sein bekanntestes Werk "Frau Luna" uraufgeführt. Paul Lincke traf genau den Berliner Volkston und seine inzwischen zum Volksgut gewordenen Lieder wie z.B "Das macht die Berliner Luft" und "Folies Bergère" bezeugen seinen Enfallsreichtum und sein vorbildliches Können, der Volksmentalität zu entsprechen, ohne deshalb an musikalischem Niveau zu verlieren. Seine zahlreichen Märsche, Lieder, Walzer, Ouvertüren und Charakterstücken sind bis heute lebendig geblieben.
Theo Mackeben (1897 - 1953) - Der Komponist Theo Mackbeben schrieb außer Operetten ("Lady Fanny", "Anita und der Teufel") vor allem Filmmusiken. 1939 erschienen "Es war eine rauschende Ballnacht" und "Bel Ami" mit seinem bekannten Titelsong.
Friedrich Schröder - Der Schweizer Komponist (1910 - 1972) wirkte von 1934 - 1937 als Arrangeur und Kapellmeister am Berliner Metropol-Theater und anschließend als freischaffender Film- und Operettenkomponist. Wir spielen von ihm "Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein..." aus dem bekannten Film "Die sieben Ohrfeigen", "Man müßte Klavier spielen können" und "Gnädige Frau, wo war'n Sie gestern".
Robert Stolz (1880-1975) - Robert Stolz war Erster Kapellmeister des "Theater an der Wien". Nach dem Ersten Weltkrieg orientierte sich Stolz, der bis dahin in der Tradition der klassischen Wiener Unterhaltungsmusik verwurzelt war, auch an dem modernen amerikanischen Stil. Typisch dafür ist der 1919 entstandene Welthit "Salome". 1930 schrieb er für die Operette "Im weißen Rössl" die Lieder "Die ganze Welt ist himmelblau" und "Mein Liebeslied muß ein Walzer sein". Er schrieb etwa 2000 Schlager und Filmmusiken.
Johann Strauß, Sohn (1825 - 1899) - Der weltberühmte Walzerkönig führte die von seinem Vater begründete Wiener Walzertradition fort. Die elegante Rhythmik, die kunstvolle Melodik und die meisterhafte Instrumentation seiner Walzer erregten die Bewunderung vieler zeitgenössischer Musiker wie Richard Wagner und Johann Brahms und sind noch heute Standardwerke der Unterhaltungsmusik. Auch in unserem Repertoire dürfen natürlich Werke wie "An der schönen blauen Donau", "Rosen aus dem Süden" und "G'schichten aus dem Wienerwald" nicht fehlen.
Quellen: dtv-Lexikon in 20 Bänden, Deutscher Taschenbuchverlag
Oper, Operette, Konzert, Mosaik-Verlag